剣道 と 居合道

Kendō und Iaidō in der Kampfkunst

                            剣道 居合道
Kendō und Iaidō in der Kampfkunst

 

 1.     Geschichte

     2.     Unterschiede
    2.1. Ausrüstung

            2.2. Praxis

                             2.3. Graduierungen

                   2.4. Verbände

                              3.     Gemeinsamkeiten

 

 

(c) Copyright courtesy Kendo Wandsbek
(c) Copyright courtesy Kendo Wandsbek

 

Kapitel 1: Geschichte

 

 

 

Sowohl Kendō als auch Iaidō gehören zu den Budō – Disziplinen, d.h. sie sind kulturell alte Überlieferungen der Kampftechniken der Samurai im weitesten Sinne. Beginnend mit „Iaidō“, der älteren der beiden Disziplinen, muss angemerkt werden, dass die Geschichte des Schwertkampfes im alten Japan generell eng mit der nachfolgend beschriebenen Entwicklung des Schwertes verbunden ist. Vor dem 15. Jahrhundert, der Muromachi-Periode, mischten sich die vom chinesischen Festland importierten chinesischen „Miao Dao“ Schwerter (in der Urform „leicht“ gekrümmte, einhändig zu führende Säbel) mit den Jian Shuo-Schwertern, (beidseitig geschliffene, extrem flexible, gerade, einhändige Klingen, benutzt in vielen Kung Fu-Schulen) mit den schon damals eher säbelartig geschwungenen Klingen der Ainu. Es wird vermutet, dass die Ähnlichkeit der Miao Dao mit den gekrümmten Klingen der Ainu die Basis bildete, jedoch die Metallurgie der Jian Shuo, bzw. die Biegsamkeit dazu führte, dass die „Katana“-Klingen weich und schnitthaltig zugleich sind, was an der Differenzial-Härtung liegt. Im Laufe der Jahre waren es die Schmiede, die die Metallurgie der Schwerter sowohl an die Handhabungsfähigkeit als auch an den Einsatzzweck und Kampfstil der Krieger anzupassen wussten. Nach und nach formte sich das heraus, was heutzutage gemeinhin „Katana“ genannt wird. Es wird als Synonym für „das“ japanische Schwert benutzt und ist eine der ältesten Traditionen Japans, einhergehend mit seiner Benutzung.Historisch belastbare Informationen und Nachweise vor 1550 sind nicht vorhanden. 

 

Jedoch soll ein Samurai namens Hayashizaki Jinsuke Shigenobu den Schwertkampf bzw. die Ausbildung systematisiert und benannt haben. Die Urmutter des Iaidō, „Jinsuke“ (sein Rufname), nannte es Battōjutsu (抜刀術). In der Folge entstanden viele verschiedene Schulen (Ryū), die zwar die Ausbildung am Schwert als tragendes Element verstanden, jedoch unterschiedlich in Handhabung und Stil ausgeführt wurden. Letztendlich kann nur geschlussfolgert werden, dass alle Hauptstilrichtungen wie: Musō Jikiden Eishin Ryū , Musō Shinden Ryū, Yamaguchi- Ryū, Shinkage Yagyu Ryū, Shindo Munen Ryū, Suio Ryū, Hoki Ryū, zum Ziel hatten, Samurai auszubilden; dies aber auf unterschiedliche Weise taten.

 

Wie immer, ist alles einem Wandel unterworfen. Die einschneidendste war die Einführung der Feuerwaffen (1575, Schlacht von Nagashino) während der Sengoku-Periode (Zeit der streitenden Länder), was auf ausländische (europäische) Einflüsse zurückzuführen war. Nach der Schlacht von Sekigahara reformierte Tokugawa Land und Stände und die meisten der (Bauern)-Krieger mussten ihre Schwerter abgeben. Der Stand der Samurai wurde zementiert; nur diese durften Schwerter tragen, der Schwert-Adel war geboren. Die Tokugawa führten vier Stände ein, was zu einer fast 250 Jahre andauernden Friedenszeit führte. Eines der für die Tokugawa vordringlichsten Probleme war, die Kriegerkaste zu befrieden. Sie wurden während der Edo-Zeit zu militärischen Ausbildern, Polizisten, Beamten und hohen Funktionären bei Hofe. So wahrten die ehrenvollen Krieger ihr Gesicht, ohne zu Felde zu ziehen.
Die lange Tradition der „Bushi“ drohte aber, unterzugehen, während sich Einflüsse aus des Konfuzianismus, Buddhismus und des Shint
ō mischten und das Konzept des „Bushidō (Weg der Krieger)“ entstand. Das war der Kriegerkaste bewusst. Hier taucht das erste Mal bewusst der Begriff „dō“ auf, der die eher kampfbetonte Form „jutsu“ nach und nach ablöste. Während „dō“, „Weg“ bedeutet und auf eine Entwicklung der Persönlichkeit hindeutet, bezieht sich „jutsu“ auf „Technik“. Ein gutes Beispiel ist Ken-dō, der Weg des Schwertes und Kenjutsu, die Technik des Schwertes. Beim „dō“ geht es um eine Entwicklung, beim Jutsu um Effizienz.

 

 

Das bedingte auch eine differenzierte Form der Übung. Die Überlieferungen des Battōjutsu und des Kenjutsu mündeten darin, dass man mit einem Holzschwert (Bokken, Bokuto) oder mit Shinai (gerades Bambus-Schwert; glaubhaft seit der Meiji-Periode) übte, und sich zwei verschiedene Strömungen bildeten. Wenngleich beim Battōjutsu der Einfluss des Zens nach und nach gefestigt wurde und man sich darauf beschränkte, einen Gegner zu spiegeln (oder sein Selbst, seine Schwächen), wandte sich die Vorform des Kendō dem Zweikampf mit Shinai und Schutzausrüstung (Bogu) zu. Battōjutsu galt nach wie vor als die Kunst, das Schwert zu ziehen, während Kendō den Kampf mit einem realen Gegner als tragendes Element bedient. Es ist nicht mehr nachvollziehbar welche Koryu-Kenjutsu Schulen maßgeblich an der Entstehung des modernen Kendō beteiligt waren, aber ein paar Schlüsseleinflüsse sind überliefert: Jikishinkage-ryū, Nakanishiha Ittō-ryū und die Hokushin Ittō-ryū. Diese Schulen trugen bereits während der Edo-Zeit ihre Freikampftrainings (Gekiken) mit Shinai und Bogu (Körperpanzer, bestehend aus Men (Kopfschutz), Do (Brustpanzer), Kote (Schutzhandschuhe) und Tare (Hüftpanzer)) aus und gelten als Wegweiser für das moderne Kendō.

 

Familien-Mon der Tokugawa
Familien-Mon der Tokugawa

 

Mit dem Ende des Tokugawa Shogunats 1867 wurde der Adelsstand der Samurai aufgelöst. Kendō wurde vorwiegend zur Ausbildung der Polizeikräfte genutzt, während Iaidō den Traditionen der Samurai verhaftet blieb. 1911 wurde Kendō an den Schulen als Pflichtfach eingeführt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde wegweisend eine Vereinheitlichung angestrebt, weil viele provinzielle Einflüsse verschiedener Schulen eine Beurteilung behinderten. Das damalige „Vorkriegs-Kendō (bis 1952)“ war noch durchsetzt mit vielen Techniken der Schwertschulen wie Fußfegern, Würfen, Hebel -und Armtechniken. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele Kampfkünste in Japan verboten, so auch Kendō und Iaidō.

 

 

 

1952 wurde dieses Verbot aufgehoben und beide Kampfkünste erfuhren eine Renaissance. Das hat nicht zuletzt mit der Gründung des Zen Nihon Kendō Renmei zu tun, dem Alljapanischen Kendō-Verband, der sich dem Erhalt und der Vereinheitlichung beider Kampfkünste widmet.

 

Für das neu entstandene Iaidō wurde 1968 das so genannte „Seitei-Iai“ (gleichbedeutend mit: Beginn, Anfang), bedarf noch der Prüfung) geschaffen, ein Begriff, der seit 2018 in „Zenkenren-Iai“ oder „Renmei-Iai“ von Alljapanischen Kendō-Föderation umgewandelt wurde. Es bestand aus 10 Formen, so genannten „Kata“, die aus den Überlieferungen der alten Schulen (Koryu) entsprungen sind. Im Jahre 2001 wurden noch zwei weitere Formen hinzugefügt, so dass das heutige, aktuelle Renmei-Iai ein Dutzend Formen aufweist, um allen Schulen gerecht zu werden. Für Meisterschaften und Prüfungen wurde so gewährleistet, dass eine gerechte Bewertbarkeit sichergestellt wurde.

 

 

Kapitel 2: Unterschiede

 

2.1. Ausrüstung

 

 

Die „Investitionen“ eines Iaidôka – wann kaufe ich was...Iaidô ist eine traditionelle Kampfkunst, die selbst in Japan nicht zu den bekanntesten Budô-Künsten (Kampfkünste der Samurai) gehört. Oft führt der Weg zum Iaidô über das Interesse am Katana, dem Schwert der Samurai. Im Folgenden werden – für diejenigen, deren Interesse am Katana nicht nur theoretischer Natur ist oder bleiben soll – ein Paar Ratschläge zum Einstieg ins Training gegeben und (vor allem) wann welche Anschaffungen sinnvoll bzw. notwendig sind:

 

 

1) Wo in meiner Nähe gibt es Möglichkeiten, an einem Iaidô-Training unter fachkundiger Anleitung teilzunehmen? Informationen dazu bieten die Internetseiten des Deutschen Iaidô-Bundes (DIaiB) und dessen Landesverbände. Iaidô-Kurse bieten auch einige Hochschulen im Rahmen des Hochschulsports an. Manchmal hat man auch die Wahl unter mehreren Koryû. Das sind traditionelle Iaidô-Schulen, die ihre jeweils verschiedenen Stilrichtungen praktizieren, z. B.: Musô shinden ryu, Jikiden eishin ryu, Shinkage yagyu ryu, Hokushin itto ryu hyoho und viele mehr. Auf alle Fälle sollte bei jedem Dôjô (Trainingsgemeinschaft, Trainingsort) mindestens ein Probetraining vereinbart werden, bevor man sich entscheidet.

 

2) Hat man seine Entscheidung getroffen, reichen für den Anfang:

 

- lockere Trainingskleidung, wie z. B. lange Trainingshose und ein T-Shirt,

- Knieschoner (z. B. für Volleyball),

- Bokken – ein Übungsschwert aus Holz. Dieses stellen die meisten Dôjôs den Interessierten zunächst kostenlos zur Verfügung.

 

3) Nachdem ein Anfänger sich eingelebt hat und dem Dôjô beigetreten ist, geht es an die Beschaffung der notwendigen Ausstattung:

Iaidô-Gi, das sind Hakama – die traditionelle Bekleidung für Iaidô und Obi – ein ca. 4 m langer Stoffgürtel- gute Knieschoner – im Iaidô wird sich viel auf den Knien bewegt- eigenes Bokken – möglichst mit einer geeigneten Transporttasche - ggf. Tabi – sockenähnliche Fußschoner, insb. wenn dies medizinisch indiziert ist. Preislich und qualitativ gibt es bei der Kleidung große Unterschiede. Deshalb ist es angebracht, die Trainerin oder den Trainer (Sensei) um eine Empfehlung zu bitten, bevor man sich Sachen kauft, die vielleicht schick aussehen, aber für das Training ungeeignet sind. Das  „Starter-Kit“ wird mit etwa 100-200 € zu Buche schlagen: Iaidô-Bekleidung ab 100€, Bokken ab 20€ und Knieschoner ab 20€. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, sich beim Kauf eines Bokken gleich die passende Saya (Schwertscheide) zuzulegen, damit nicht nur die die „Schwert-Hand“ trainiert wird, sondern auch die linke Hand, die beim Ziehen und Zurückstecken des Schwerts eine entscheidende Rolle spielt.

 

4) Macht das Training gute Fortschritte und hat man sich entschieden, Iaidô ernsthaft zu betreiben, sollte die Anschaffung eines Iaitô  (Übungsschwert) in Betracht gezogen werden. Am besten spricht man darüber zunächst mit dem Trainer oder der Trainerin. Sie verfügen über die notwendige Erfahrung, um zu beurteilen, ob eine Anfängerin oder ein Anfänger schon so weit ist. Ein Schwert zu besitzen und zu benutzen ist vielleicht der entscheidendste Schritt in der Karriere eines Iaidôka (Iaidô-Praktizierende/-r). Im Gegensatz zu einem echten Samurai-Schwert, einem Shinken besteht die Klinge eines Iaitô zumeist nicht aus gehärtetem Stahl, sondern aus einer Zink-Aluminium-Legierung und ist darüber hinaus nicht scharf. Ein Iaitô kommt aber in Handhabung und Balance einem echten Schwert recht nahe. Hier ein wichtiger Hinweis: Beim Kauf eines Iaitô kann man noch schwerwiegendere Fehler machen als beim Kauf der Iaidô-Bekleidung. Daher sollten unbedingt die Trainer oder andere erfahrenen Iaidôka um Rat gebeten werden! Ein Iaitô kann 80€, 130€ oder 500€ kosten. Aber selbst ein Iaitô für sage und schreibe 1.200€ – wie wir aus Erfahrung wissen – kann nicht nur fürdas Training absolut untauglich sein, sondern auch eine Gefahr für andere Iaidôka darstellen! Manchmal legen Menschen, die Iaitô verkaufen, aber selbst kein Iaidô praktizieren, keinen Wert auf Qualität und Sicherheit der Übungsschwerter. Die Kräfte, die auf ein 800 g schweres und dynamisch eingesetztes Schwert einwirken, sind enorm. Sind die Klinge, der Griff und Mekugi (ein Holzstift, der Griff und Klinge verbindet) nicht passgenau und aus geeigneten Materialien gefertigt, kann dies gefährliche Folgen haben. Es ist schon vorgekommen, dass sich Klingen während des Trainings gelöst haben. Auch wenn ein Iaitô nicht scharf ist, darf so etwas niemals passieren. Auch eine ungeschärfte Klinge ist spitz.5) Mit dem Erwerb des eigenen Iaitô ist die letzte Sprosse der Karriereleiter noch nicht erreicht. Nach Jahrzehnten der Mühe, des Trainings und erfolgreich bestandenen Prüfungen kommt die Zeit, ein Shinken, ein echtes, scharfes Schwert zu führen. Wer so weit kommt, ist in der Regel selbst in der Lage zu entscheiden, ob es ein „Baumarkt-Schwert“, ein japanisches Shinken oder ein von einem Schmied des eigenen Vertrauens angefertigtes Schwert (siehe Link auf dieser Seite) sein soll.

 

2.2. Praxis

 

 

 

Iaidō: Anfänger beginnen in normaler Sportkleidung plus Knieschoner mit einem Holzschwert (Bokutō oder Bokken), um Bewegungsabläufe zu erlernen, ohne Gefahr zu laufen, sich selbst mit einer Klinge zu verletzen. Fortgeschrittene üben in der traditionellen Kleidung und benutzen dann ein Iaitō, ein Übungsschwert, um die Techniken des Ziehens (nukitsuke), der ein- oder beidhändigen Handhabung und des Zurückführens des Schwertes in die Scheide (nōtō) korrekt zu erlernen. Diese Iaitō haben eine stumpfe Klinge (wie in 2.1. beschrieben) mit vollständiger Griffmontierung und Saya (Schwertscheide); sie entsprechen in Form und Gewicht weitgehend einem echten Katana.

 

Der sehr erfahrene Übende kann später mit einem Shin-ken („echtes Schwert“ mit scharfer Schneide) üben. Bei welcher Graduierung dies erfolgt, wird je nach Verband oder Dōjō unterschiedlich gehandhabt. Zum Beispiel erfolgt im Zen Nihon Kendō Renmei (Alljapanischer Kendo-Verband) und damit auch in der European Kendō Federation (Europäischer Kendō-Verband) die Prüfung zum 6. Dan mit einem Shin-ken. Geübt wird Iaidō in Form von Kata, wobei jede Kata-Form ein spezieller Ausschnitt aus einer realen Schwertkampfsituation ist (siehe oben). Übliche Struktur einer Kata:

 

  • Nuki Tsuke, das Herausziehen des Schwertes und der erste Schnitt
  • Kiri Tsuke, weitere Schnitte
  • Chiburi, das Abschütteln von Blut
  • Nōtō, das Zurückführen des Schwertes in das Saya

 

Fokus ist hier das Erlernen der Handhabung und des Tempos. Die anfänglichen Kata dienen dazu, die korrekte Form zu erlernen. In den Koryū (den überlieferten „älteren“ Formen) gibt es mehr Freiheiten, da es durchaus unterschiedliche Interpretationen der dargestellten Situationen gibt.

 

Iaidō wird hauptsächlich allein ausgeführt. Jedoch um Aspekte des Abstandes (Ma-ai) und des Bewegungsablauf-Tempos (Jo-ha-kyu; Bewegung von verhalten bis schnell) zu erlernen, werden Partnerübungen mit einem oder mit bis zu vier Gegnern durchgeführt. Zumeist wird das aus Sicherheitsgründen mit dem Bokuto ausgeführt. Eine fortgeschrittene Form des Iaidō ist das „tachi uchi no kurai“, bei der zwei Übende in festgelegten, kontrollierten Kata mit Bokken, aber zu Demonstration auch mit speziellen Iaito (diese müssen aus Stahl, aber nicht scharf(!) sein), üben.

 

Bis zu einer gewissen Graduierung (von Schule zu Schule unterschiedlich gehandhabt) übt man Basistechniken zunächst mit Bokken, dann mit Iaitō die Zenkenren - Kata. Sieht der / die Sensei eine gewisse Grundsicherheit im Umgang, wird der Schüler nach und nach in die alte Schule, Koryu, eingeführt. Das sind die  überlieferten Kata der z.B. Omori-Schule, der Jikiden Eishin Schule etc.

 

 

 

Ziel

 

Im Iaidō spiegelt sich die Zen-Philosophie wider. Man kämpft nicht gegen einen echten Gegner, sondern man „spiegelt“ sich selbst. Man versucht seine eigenen Fähigkeiten zu meistern und seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln.

 

Das Ziel beim Iaidō ist, sich auf die exakte und sichere Ausführung der Kata zu konzentrieren und die Einheit von Körper, Geist und Schwert zu entwickeln (Ki-Ken-Tai-Ichi, siehe: Kapitel 3). Ursprünglich wurden vielfältige Formen geübt, um körperlich jeder Gefechtssituation gewachsen zu sein und angemessen zu reagieren. Es wird gelehrt, dass die Meisterschaft erreicht wäre, wenn man eine Situation beherrscht – ohne das Schwert zu ziehen. Das erfordert die Entwicklung einer starken Persönlichkeit durch langjährige Übung.

(c) Copyright courtesy Kendo Wandsbek
(c) Copyright courtesy Kendo Wandsbek

Kendō: Eine der signifikantesten Unterschiede zum Iaidō ist der „Kiai“ (Kampfschrei). Sicherlich gibt es auch Iaidō-Stile, in denen Kiai ausgeführt wird, z.B. Katori shinto ryu, diese jedoch sind selten. Im Kendō hingegen ist der Kiai von eminenter Bedeutung. Dient der Kiai im z.B. Karate eher zur Fokussierung explosiver Kraft ist es im Kendō anders und doch gleich. Während es keine definierten Parameter oder Worte / Ausdrücke für einen korrekten Kiai gibt, steht es bei den Basisübungen der Kendōka an, den „Geist“ zu symbolisieren durch einen Kiai. Grundschultechnisch wird beim Üben die Trefferfläche (Kote!, Men!, Do!) via Kiai angedeutet, um zu verdeutlichen, dass ein Treffer kein Zufall, sondern Absicht war. Nicht selten jedoch dient ein gut vorgebrachter Kiai einfach nur der Einschüchterung des Gegners.


Im Gegenatz dazu üben Kendōka auch die Nihon Kendō Kata. Festgelegte Szenarien ähnlich dem Iaidō, aber als Partnerübung zwischen Uchidachi (Lehrer) und Shidachi (Schüler). Hierbei geift der Lehrer grundsätzlich mit „YA!“ an, Shidachi verteidigt mit „TO!“. Für Anfänger motivierend ist, dass der Lehrer das Scheinduell grundsätzlich verliert. Während ein Iaidō-Training (Keiko) grundsätzlich ähnlich abläuft, Gymnastik abgezielt auf Haltung, Fuß, Rücken und Hüftarbeit, dann Schnittübungen, Basistechniken, Kata und deren Verfeinerung, ist Kendō breiter aufgestellt.  Suburi (Bewegungübungen), Ashi sabaki (Fußarbeit), Partnerübungen (Kirikaeshi), Kihon (Grundtechniken), Nihon Kata, Kampftraining.

 

2.3. Graduierungen

 

Gemeinhin ist es im Iaidō so, dass die allgemein gebräuchliche Graduierungsfolge, bestehend aus 9. bis. 1. Kyu (Schülergrade) und 1. bis 7. Dan (Meistergrade) außerhalb Japans üblich sind. Im Gegensatz zu vielen anderen japanischen Budō-Künsten gibt es im Iaidō keine höheren Graduierungen als 7. Dan außerhalb Japans. Allenfalls werden Ehrentitel vergeben: Renshi und Kyoshi. Mir ist auch kein Hanshi außerhalb Japans bekannt.
Allerdings gibt es auch Schulen, die sich nicht dem Graduierungssystem anschließen wollen um ihre Schüler ständig nur auf Prüfungen vorzubereiten. Das hat auch damit zu tun, dass das empfohlene Eintrittsalter für Iaidō 14 Jahre bedeutet. Beim Kendō kann man wesentlich früher beginnen. Drei Jahre Iaidō-Praxis sollten ausreichen, eine gereifte Form des Iaidō vorzutragen, dann beginnt man mit der ersten Prüfung zum Ikkyu (1. Kyu), anschließend erfolgen die Dan-Prüfungen in aufsteigender Reihenfolge.

 


Im Kendō gelten die Bestimmungen des Alljapanischen Kendō-Verbandes. Im
Deutschen Kendobund (DKenB) gibt es sechs Schülerstufen (Kyū-Grade), beginnend mit dem 6. Kyū als niedrigstem und endend mit dem 1. Kyū als höchstem (Schüler)-Grad. Anschließend beginnen die Graduierungen der Dan

 

-Grade wie im Iaidō. Die Zen Nihon Kendō Renmei (全日本剣道連盟) kennt offiziell 10 Kyū-Grade und 10 Dan-Grade. Die Schülergrade werden in Japan hauptsächlich für die Kinder verwendet, da man schon jung mit Kendō beginnen kann.

 

Die Mindestabstände zwischen den Prüfungen betragen nach der Prüfungsordnung des Deutschen Kendo-Bundes für Schülergrade vom 6. Kyu zum 5. Kyu mindestens drei Monate und ab dem 5. Kyu jeweils ein halbes Jahr. Die Prüfung zum 1. Dan darf man ein Jahr nach der letzten Prüfung ablegen. Alle weiteren Prüfungen erfordern eine Wartezeit vom aktuellen Dan-Grad in Jahren, wobei man die Wartezeit trainierend verbringen sollte. Eine der Basisparameter ist, dass die Prüfer eine „Entwicklung“ sehen wollen. Übt man nicht regelmäßig, steht diese aus und das bemerkt man. Ein Sprichwort sagt:

 

 

Trainiere ich einen Tag lang nicht, bemerkt Sensei das.
Trainiere ich drei Tage nicht, merken es die anderen Schüler.
Trainiere ich eine Woche lang nicht, bemerkt es jeder.

 

 

Beim Kendō ist der 8. Dan (Hachidan) der höchste durch eine Prüfung zu erlangende Grad. Diese Prüfung wird zweimal pro Jahr in Japan abgehalten (Frühjahr und Herbst), und es bestehen weniger als 1 % der Teilnehmer. Der neunte und der zehnte Dan werden nicht mehr verliehen. Beide Grade waren bis zur Änderung der Zen Nihon Kendō Renmei Statuten nur durch Nominierung zu erreichen.

 

 

2.4. Verbände
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

 


Landesebene (Beispielhaft):

 


NIAIB – (Norddeutscher Iaidō-Bund)
MIAIB – (Mitteldeutscher Iaidō-Bund)
Berliner Iaidō-Verband e.V.
Bayischer Iaidō-Verband e.V.
Südwestdeutscher Iaidō-Verband e.V.
Nordrheinwestfälischer Iaidō-Verband
Badenwürttembergischer Iaidō-Verband

 

Bayerischer Kendoverband e.V.
Badischer Sportbund Nord e.V.
Kendoverband Berlin e.V. (JVB)
Sektion Kendo im Bremer Judo-Verband e.V.
Sektion Kendo im Hamburger Judo-Verband e.V. (HJV)
Hessischer Kendo-Verband e.V. (HKenV)
Niedersächsischer Kendoverband e.V. (NKenV)

 

Bundesebene:

 


Deutscher Iaido-Bund DIAIB
Deutsche Iaidō-Vereinigung DIV
DKenB Deutscher Kendō-Bund

 

 

 

Internationale Ebene:

 


IMAF – International Martial Arts Federation
EKF – European Kendo – Federation
IKF – International Kendō-Federation
AJKF – All Japan Kendō – Federation (Zen Nihon Kendō Renmei)

 

 

3. Gemeinsamkeiten

 

Es gibt, wie wir gesehen haben, viele Unterschiede, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel das Reihō (Etikette), das Grüßen vor und nach dem Training, Wettkampf oder Prüfung. Reihō unterliegt grundsätzlich zwei Formeln.

 

1.     Der allgemeine Teil:
- Im Dōjō werden keine Schuhe getragen
- Pünktlichkeit
- Allgemeine Höflichkeit
- Umsicht in Rede und Tat
- Respekt vor Lehrern, Schülern und Ort
- Kleidung und Ausrüstung soll sorgsam gepflegt sein
- Während des Unterrichtes nicht „schwatzen“
- Essen, Trinken oder Kaugummi kauen im Dōjō ist sehr unhöflich
- immer strebsam und engagiert sein
- wenn de Lehrer etwas erklär, niemals Übungen machen oder unaufmerksam sein
- wenn der Lehrer etwas erklärt, niemals ergänzen, vervollständigen oder seinen eigenen Senf dazu geben
- wenn der Lehrer etwas erklärt und man versteht es nicht, NIEMALS als Geste die Hand ans Ohr legen

 

 

-        Der spezielle Teil_
- Reihō beim Keiko (Training), bestehend aus:
    - Abknien (Seiza)
    - Mokuso (Meditationsphase)
    - Verbeugung zu Shinzen (dem Schrein des Dōjō): „Shinzen ni rei“
alternativ, wenn kein Shinzen vorhanden:
    - Verbeugung zur Frontseite : Shomen ni rei
    -   Verbeugung zum Lehrer: Sensei ni rei; alternativ bei mehreren Sensei:
    - Verbeugung zu den Lehrern: Sensei ni gata rei
    - Verbeugung zu den anderen Schülern: Ota ga ni rei
    - Verneigung zum Schwert: Torei
    - Aufstehen: Kiritsu

 

 

 

-        Reiho bei Prüfung (Shinza) oder Wettkampf (Shiai):

 

-        Nach dem Kommando: Hajime (Anfangen!):
- im Stehen der Gruß zu Shomen, dann im Knien (Seiza)
- Torei.

Zum Abschluss alles in umgekehrter Reihenfolge.

 

 

Grüßen (Kommandos):
- sei retsu: Reihe bilden
- seiza: Hinsetzen
- ki o tsuke: Achtung bzw. Oberkörper aufrichten
- men o tore: men absetzen (nur beim Abgrüßen)
- mokusō: „ruhiges Denken“, meditative Phase
- mokusō yame: meditative Phase beenden
- shinzen ni rei: Verbeugung / Gruß zum Schrein (wenn vorhanden), wenn nicht:
- shōmen ni rei: Verbeugung/Gruß zum Zentrum oder Ehrenplatz des Dōjō
- sensei ni rei: Verbeugung/Gruß zu dem / der Sensei
- sensei ni gata: Verbeugung, wenn mehrere Sensei anwesend sind
- sempai ni rei: Verbeugung / Gruß zum Vertreter des / der Sensei
- otagai ni rei: Verbeugung/Gruß zu den Trainingspartnern
- men o tsuke: men aufsetzen (nur beim Angrüßen)

 

 

 

Eine weitere Gemeinsamkeit ist das „Ki ken tai ichi (気剣体一致),“ sowohl im Iaidō als auch im Kendō. Es bedeutet: Einheit aus Geist, Körper und Schwert. Hier kommt das „Dō“ zum Tragen, der Weg. Eine echte Einheit zu formen, bedeutet regelmäßiges, fleißiges Training. Die Trainingsstruktur ist sehr ähnlich. Ein hochgraduierter Sensei aus Italien sagte einmal: Iaidō ist das Ziehen des Schwertes, alles danach ist Kendō. Was beinahe zwangsläufig bedingt, dass beide Kampfkünste einander bedingen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die geistige Schule. Reife, Haltung, Ruhe, Charakterfestigkeit, Entschlossenheit und moralische Stärke sind hehre Ziele beider Künste. Erreicht wird das durch Beständigkeit. Sowohl bei der Übung, als auch durch das Thema an sich. Wer beginnt, Karate zu üben, kann dies unter zweierlei Gesichtspunkten tun: Ich betreibe einen Kontaktsport, oder ich tauche ins Karate selbst ein. In Iaidō und Kendō ist eine reine Fokussierung auf das Beherrschen des Schwertes kaum möglich, weil die Geschichte der beiden Kampfkünste viel zu sehr mit der Geschichte Japans, bzw. der Samurai verknüpft ist. Man kann sich der Faszination kaum entziehen, daher wenden sich die meisten der Praktizierenden auch der Geschichte Japans zu. Dadurch verändert sich etwas. Man gewinnt neue Perspektiven, Ansichten und Einsichten. Das ist das „dō“, der Weg, der jemandem beschieden ist, der sich ernsthaft interessiert.

 

Text und Layout: Tom(bo)
Lektorat: Stefan Kranz
Bilder und Textergänzungen: Angela von der Geest, Reinhard Radtke, Marcin Czaja, Thomas Purwin, Tobias Schliemann, Jörg Schaupp, Anika Kindler

 

Quellen und Nachweise:

 

Inazo Nitobe: BUSHIDO, Anaconda Verlag, ISBM 9 783730 607022

All Japan Kendo Federation: The History of Kendo
Kotaro Oshima, Kozō Andō: Kendo. Lehrbuch des japanischen Schwertkampfs. Berlin: Weinmann, 2003, ISBN 3-87892-037-7
Hiroshi Ozawa: Kendo – The definitive Guide. (New York 1997), Kodansha International Ltd., ISBN 4-7700-2119-4
William De Lange, Akita Moriji, Akita Moriji: Iaido: The History, Teachings and Practice of Japanese Swordsmanship. Weatherhill, 2002, ISBN 0-8348-0500-6.


Meister Takuan [Soho Zenji] (Lehrer von M. Musashi und Y. Munenori): Zen in der Kunst des kampflosen Kampfes. Das Schwertziehen besteht bei weitem nicht nur aus Technik! Otto Wilhelm Barth Verlag.
Reinhard Kammer: Zen in der Kunst, das Schwert zu führen. (Originaltitel: Tengu Geijutsu Ron [Buch über die Kunst der Bergdämonen]) Technik ist nur ein Teil des Ganzen. Otto Wilhelm Barth Verlag.
Jaff Raji: MUSO SHINDEN RYU – IAIDO – Der Weg des Schwertes. ISBN 3-939703-25-7.