Shinken oder das Schwert der Samurai


Shinken bedeutet nicht weniger als "Echtes Schwert". Wenngleich die meisten Iaito aus Zink-Aluminium oder aus Stahl gefertigt werden, muss man hier die Besonderheiten beachten. Unsere Schwerter (Iaito) kommen von Nosyudo, Japan.
In Japan herrscht eine strenge Gesetzgebung vor, was Waffen angeht. Katana dürfen nur von lizensierten Schwertschmieden hergestellt werden. Der Besitz eines "shinken" unterliegt ebenfalls einer Erlaubnispflicht. Schärfbare Klingen, also stumpfe Iaito aus Stahl, unterliegen hohen Gebühren, insbesondere, was die Ausfuhr angeht. Ein Schwert, das Japan verlassen hat, kehrt nie wieder zurück. Nun, es sei denn, es handelt sich um ein Kulturgut, wie Yamatorige (Feder des Kupferfasans), das mittels Crowd-Funding für die sagenhafte Summe von 500 Millionen Yen aus den Staaten zurückgekauft wurde. Ergo sind Stahl-Iaito zumeist aus chinesischer Fertigung und sehr qualitativen Schwankungen unterworfen. Am Ende muss ein jeder selbst entscheiden, womit er/sie übt.

An dieser Stelle ist anzumerken, dass man ein Zink-Aluminium Iaito bereits ab 85 Euro kaufen kann. Die Skala der Preise ist zwar nach oben recht offen, aber man sollte sich einfach einmal vor Augen führen, wie ein "Schwert" entsteht. Bleiben wir beim Iaito, denn ein echtes Schwert braucht viele Monate bis zur Fertigstellung. WENN... es denn handgemacht ist. Das gilt auch für ein Iaito. Billigprodukte bestehen zumeist aus Bauteilen industrieller Massenfertigung. Gegossene Menuki, Mekugi aus Fichtenholz, Saya aus weichem Holz, Kunststoff - Koiguchi anstatt echtem Büffelhorn, falsche Rochenhaut bis hin zu gestanzten Shitodome geht die Reihe rauf und runter. Selbst Qualitätshersteller wie Nosyudo, Shinobyja oder Tozando müssen in die Teilekiste greifen, um ein Iaito erschwinglich zu machen. Die wahrhaftige Abbildung eines handgemachten Iaito, bei dem alles von Hand hergestellt wurde, ist nicht fassbar. Allein die vielen Arbeitsstunden treiben den Preis in astronomische Höhen, von den steigenden Rohstoffpreisen für Holz ganz zu schweigen. Hinzu kommt, dass man erst einmal einen Schmied kennen muss, der bereit ist, diese Arbeit mit Liebe und Enthusiasmus zu leisten!

 

Geht der versierte Iaidoka in die Tiefe (und unweigerlich in die Jahre), kommt der Zeitpunkt, mit einem echten Schwert zu üben.

Hier scheiden sich wie immer, die Geister. Es gibt gute Schwerter, schlechte Schwerter, richtige Schwerter und "alte Schwerter"; bereits hier offenbart sich die Marschrichtung. Wenngleich es in manchen Online-Shops Shinken ab 350 € zu kaufen gibt, sei dem hier dringlichst abzuraten. Es gibt in der Tat recht brauchbare Schwerter (eGun, Shinobya, Tozando) die "Combat-tauglich" sein sollen. Das aber ist dem amerikanischen Markt geschuldet, denn Schlachten zwischen rivalisierenden Samuraí finden 2022 eher nicht statt. Gemeint ist damit allerdings das so genannte Tameshi giri, die Schnitttests an Reismatten. Das muss eine gute Klinge allerdings aushalten. Tatsächlich weist die Combat-tauglichkeit aber in keinster Weise auf die Erhabenheit und Schönheit einer richtigen Klinge hin. Alte Meister wie Masamune hatten nichts anderes als Lebensinhalt, außer Schwerter zu schmieden.
Gerade im letzten Jahr wurde eine alte Klinge via Crowdfundig für 1,4 Millionen Dollar zurück nach Japan gebracht.

Man sollte sich nicht versehen: Ein Shinken beginnt bei ca. 3000 €, eine echte, alte Klinge reicht vom Preis her von 28000 $ bis hin zu 750000 $! Wer es also nicht dicke hat, beginnt lieber, früh zu sparen. Natürlich gibt es noch andere Wege, an ein gutes Schwert zu kommen: Den Schmied des Vertrauens. In Europa zähle ich lediglich eine Handvoll Schmiede, die ich rückhaltlos empfehlen kann. Roman Pavel Bolf in Tschechien, Michael Sabatier in Frankreich, Stefan Roth in Braunschweig (www.seelenschmiede.de) und last but not least Thomas Purwin aus Hamburg. Seine Arbeiten möchte ich hier vorstellen.

Hinzu, zwar kein Schmied, aber er fertigt welteit die besten tosogu und ist Vorbild für viele, die ihm nacheifern: Ford Hallam und Roman Urban.

tsuka

Die Tsuka ist extrem wichtig für die Krafteinleitung des Schnittes und ein sicheres Greifen des Schwertes. Sie muss sehr sauber und sorgfältig an die Klingenangel (Nakago) angepasst werden. In diesem Fall habe ich den Schwerpunkt noch durch ein eingelagertes Gewicht korrigiert, da die Klinge doch recht kopflastig war. Die Tsuka ist nun etwas länger als üblich. Damit komme ich aber gut zurecht. Man muss auf jeden Fall darauf achten, dass die Tsuka nicht mehr als ca. 30-50 mm über das Ende der Nakago übersteht. Sonst besteht die Gefahr, dass die Tsuka hier bricht

tsuka ito

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten der Wicklung(en) und der Materialien. Baumwolle, Seide und Leder sind die gebräuchlichsten Materialien. Wobei Baumwolle bei starker Nutzung eher zum Verschleiß neigt und Leder wegen des Handschweißes eher pflegeintensiv ist.
Dann gibt es die verschiedenen Wicklungen. Links im Bild:
Oben: Katate maki. Die "Kampfwicklung" übersetzt aus dem Wort Battle wrap. Dass diese Art der Wicklung nur für Gefechte benutzt wurde, ist historisch nicht belegt. In der Tat nutze ich diese Wicklung selbst, werde mir aber eine Hineri maki wickeln, weil ich große Hände habe. Dadurch, dass die hishigami im Mittelteil fehlen, ist es mir persönllich zu dünn, wenngleich es für mich die schönste Wicklung ist. Mitte: Jabara ito. Hier handelt es sich um eine vorwiegende Zierwicklung. Da wie bei der Katate maki die intermittierenden Erhöhungen durch die Kreuzungen und Hishigami gehlen, ist der Griff sehr schlank und für mich persönlich schwer nutzbar. Unten: Hineri maki. Die am meisten genutzte und verbreiteste Art der Tsuka Wicklungen. Sie bietet genug Griffmulden, starken Halt und gleichförmige Haptik.

saya